Big Brother is watching you!

Und Sie sind selber schuld.

Die Datenschützer sind wieder unterwegs. Hierzulande beklagt „Der Spiegel“ wegen der grassierenden Kundenkarten die Big-Brother-Allüren des Handels, während IT-Branchenverband Bitkom vor dem gläsernen Bürger, warnt, wenn der Staat mit der Vorratsdatenspeicherung Ernst macht. Doch diesmal sind die Deutschen mit ihrem Pochen auf Datenschutz nicht alleine. In den USA läuft derzeit eine Privacy-Welle gegen eine Technik namens Radio Frequency Identification (RFID), mit der nach dem Vorbild des Strichcodes Produkte gekennzeichnet werden.

Man kann sicher sein: Die Protestwellen werden im Sand verlaufen. Nicht, weil die Befürchtungen unbegründet wären, sondern vielmehr, weil das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Das Schreckbild eines alles beobachtenden Big Brother, das George Orwell in seinem antiutopischen Roman „1984“ zeichnet, ist, von den meisten Menschen unbemerkt, längst Wirklichkeit geworden.

Erinnert sei an die US-Geheimdienste, von denen heute jedermann weiß, dass sie global jedes Telefonat und jede E-Mail mitschneiden – ohne den betroffenen Bürgern darüber Auskunft schuldig zu sein. Aufregung gibt es darüber erst, seit die Bush-Administration im Rahmen der Terrorbekämpfung auf die eigenen Bürger aushorchen will.

Hier zu Lande gibt sich der IT-Branchenverband Bitkom bürgernah und beklagt eine Verordnung, die Telecom- und E-Business-Firmen dazu zwingen soll, Verbindungsdaten ein Jahr lang aufzubewahren. Verbandsgeschäftsführer Bernhard Rohleder: „Eine solche Vorratsdatenspeicherung widerspricht grundlegenden datenschutzrechtlichen Prinzipien. Alle Deutschen würden wie potenzielle Verbrecher behandelt – es droht hier der gläserne Bürger.“

Dabei unterschlägt Verbandschef Rohleder, dass diese Maßnahme notwendig ist, damit die hiesigen Ermittlungsbehörden nicht – wie in anderen Ländern – ihre Bürger ungefragt bespitzeln. In Deutschland braucht es eine richterliche Erlaubnis, wenn die Polizei im Rahmen ihrer Ermittlung die E-Mails von Verdächtigen in den Speichern der Telecom- und Internet-Anbieter durchstöbern möchte. Es ist in unser aller Interesse, dass die Verbrechensbekämpfung auch im Internet funktioniert. Natürlich ist Missbrauch möglich, aber doch weit weniger wahrscheinlich als bei unkontrolliertem Abhören à la Echelon.

Themenseiten: Analysen & Kommentare, Echelon, IT-Business, National Security Agency

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2 Kommentare zu Big Brother is watching you!

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  • Am 23. Dezember 2003 um 8:49 von Anonym (besser ist das)

    Amerika und Echolon
    Allem Gejammer zum Trotz habe ich im alten Europa noch nicht das Big-Brother-Feeling. Ganz im Gegensatz zu den "guten" Amis. Ich möchte nicht in den populistischen Antiamerikanismus einstimmen. Aber dass unsere "Freunde" uns so offensichtlich und teilweise sogar offiziell ausspionieren ist schon ein starkes Stück. Und dann passiert das ja nicht nur zum Selbstschutz sondern auch zur Wirtschaftsspionage. Relevante Informationen werden an die amerikanische Wirtschaft weitergegeben.
    Man überlege sich mal, was George, der alte Cowboy, machen würde, wenn das alte Europa eine Lauschzentrale mitten in Texas (oder sonstwo in den USA) istallieren würde.
    Vor langer Zeit, vor der Verbreitung des Internet war es schon üblich, die Amerikaner ein wenig zu stören. So haben Viele in den Maus- und Fido-Netzen (Vorläufer der heutigen Chatrooms und Diskussionsforen) ein paar Begriffe in ihre Signatur aufgenommen (bspw. Ausschreibung, Gebot, Auftrag, Siemens, Linde, Bayer, Geheim, – aber auch – Anschlag, Atom, Bombe, Präsident, Amerika, USA, Waffe, Sprengstoff etc.). Leider ist das wieder völlig in Vergesseneheit geraten. Und inzwischen traut sich wohl auch keiner mehr – ich bin ernsthaft der Meinung, dass man tatsächlich schnell auf einer schwarzen Liste steht und dann weltweit mit Problemen zu rechnen hat, weil einen der große Ami-Bruder nicht mehr aus den Augen lässt…

    Dennoch schöne Weihnachten – und New-York ist einfach eine tolle Stadt ;-)

  • Am 16. Dezember 2003 um 1:46 von expocityvoice

    Es ist schon ein Problem . .
    Es ist schon eine gewisse Problematik mit diesem Thema verbunden; und das größte Problem ist eigentlich die oft mangelhafte Qualität der Dienste und die politischen Ambitionen mancher Diensteführer. Der bekannteste, um nicht zu sagen berüchtigste, unter diesen war sicher J.E. Hoover. Aber auch im Nachkriegsdeutschland gab es ähnliche Herren, auf beiden Seiten.
    Ich möchte gar nicht wissen, wieviele unbekannte Akten sich noch in irgendwelchen Privathänden befinden und noch irgendeiner Nutzung dienen??
    Ich kann mir leider wirklich keine so integre Person in Deutschland vorstellen, der ich in solch einem Amte uneingeschränktes Vertrauen schenken könnte; mit dieser Meinung stehe ich sicher nicht allein, nachdem dieses Land von immer neuen Korruptionsaffairen heimgesucht wird.
    Nachdem sich im Laufe der Zeit der sogenannte Untertanengeist bei den meisten Bürgern verloren hat und die Bevölkerungszahlen angestiegen sind, ist es natürlich auch für die Politik schwieriger geworden zu regieren. Daher möchte der Staat auch über mehr Informationen verfügen und ist leider in der Mittel seiner Wahl nicht sehr wählerisch. So lässt er Erhebungen durch die Privatwirtschaft vollziehen. Diese lassen uns in dem trügerischen Glauben, daß die erhobenen Daten danach vernichtet würden. Glauben Sie´s??
    Der Handel mit Adressen ist inzwischen zu einem millonenschweren Mark angewachsen, den sich die betroffenen Firmen nicht mehr aus der Hand nehmen lassen. So gibt es bei ebay schon sogenannte Powerseller, die mit dem Adressenhandel nebenbei noch Geld verdienen.
    Aber wenn dann ein Preisauschreiben mit wertvollen Preisen lockt, sind bei den meisten alle guten Vorsätze bezüglich ihrer Adresse wieder vergessen und sie tragen sich mit ihren Daten gierig wieder in die Listen ein, die nur einem Zwecke dienen, an neue Adressen zu gelangen!

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